Früher ist sie mit den Kindern fast jede Woche auf die Museggmauer gekraxelt. Heute steht Alexa Meyer (42) nicht mehr so häufig auf dem Wehrgang. Doch für die Identität der Stadt Luzern sei die Mauer enorm wichtig. «Sie gehört einfach dazu.»
Wann warst du das letzte Mal auf der Museggmauer?
Das war vor eineinhalb Jahre, als wir Besuch aus Deutschland und Frankreich hatten und ihnen unbedingt die wunderbare Sicht auf die Stadt Luzern zeigen wollten. Mit unseren Kindern sind wir früher fast jede Woche auf die Mauer gekraxelt, am Abend waren dann alle todmüde. Das war immer ein Riesenabenteuer. Sich zum Beispiel vorzustellen, wie die Ritter aus den Schiessscharten schossen und die Stadt verteidigten.
Mit kleinen Kinder sind allein schon die steilen Treppen ein Abenteuer. Klar, man muss schon aufpassen. Doch je mehr man die Kinder machen lässt, desto schneller lernen sie aufzupassen. Schliesslich kann man ja hinter ihnen gehen und sie notfalls auffangen.
Hattest du als Kind einen persönlichen
Bezug zur Mauer?
Ich bin in Emmenbrücke und Buchrain aufgewachsen, vermutlich waren wir mit der Schule einmal auf der Mauer. Das habe ich nicht so bewusst wahrgenommen, als Teenie hat mich anderes mehr interessiert.
Und heute, was bedeutet dir die Museggmauer persönlich?
Für mich ist sie etwas Besonderes. Wenn ich von der Stadt heimkehre und unter dem Schirmerturm hindurchgehe, finde ich so etwas wie Heimat. Auf dem Bramberg, wo ich viele Leute kenne, lebe ich wie in einem Dorf. Der Schirmerturm ist fast ein bisschen wie ein Tor zur Welt und umgekehrt das Tor zum Heimkommen.
Was bedeutet die Museggmauer für die Stadt Luzern?
Die Museggmauer ist wie der Wasserturm ein historisches Wahrzeichen und für die Identität der Stadt Luzern enorm wichtig. Die Mauer mit ihren neun Türmen gehört einfach zu Luzern.
Hat es dir manchmal rings um die Mauer zu viele Touristen?
Hier oben gar nicht, im Gegenteil. Ich bin immer ein wenig stolz, wenn ich durch die Touristen gehe. Stolz, weil wir hier nicht auf einem touristischen Ballenberg, sondern in einem lebendigen Quartier daheim sind.
Alexa Meyer (42) war zuletzt Produzentin und Geschäftsführerin bei Voltafilm GmbH in Luzern.
Früher arbeitete sie am Blue Balls Festival Luzern und absolvierte berufsbegleitend das Nachdiplomstudium Kulturmanagement an der Hochschule Luzern. Heute arbeitet sie als selbstständige Projektleiterin. Alexa Meyer, die mit ihrem Mann seit neun Jahren im Bramberg-Quartier wohnt, hat zwei Kinder, zwölf und neun Jahre alt.
Gibt es für dich einen Lieblingsturm?
Der Zytturm gefällt mir sehr gut, mit seiner Glasscheibe und dem Uhrwerk. Aber von der Bedeutung her ist mir der Schirmerturm näher, ich empfinde ihn wie eine magische Grenze. Zudem gehen unsere Kinder durch dieses Tor zur Schule, es gibt wohl keinen schöneren Schulweg als unter der Museggmauer hindurch.
Muss man als Kind einmal auf der Museggmauer gewesen sein?
Unbedingt. So wie jedes Kind über die Kapellbrücke gehen und das KKL von aussen und innen gesehen haben muss.
Was imponiert dir am meisten, wenn dein Blick von der Mauer über die Stadt Luzern schweift?
Mir fällt immer wieder auf, wie viele Dachterrassen es in der Altstadt hat und wie viel Leben auf diesen Dächern stattfindet, megaschön. Das sieht man nur, wenn man vom Wehrgang auf die Stadt hinuntersieht.
Was bedeutet dir die Stadtgeschichte?
Ich war kürzlich auf einer Führung durch den «Untergrund in der Nacht». Das fand ich interessant. Es ist ein Privileg in einer solchen Stadt zu wohnen und deshalb fast ein wenig Pflicht, über die Geschichte Bescheid zu wissen. Wir haben so viele historische Gebäude, dass ich die Informationstafeln immer wieder gerne lese. Aber ehrlich gesagt kann ich mir die Informationen dann doch nicht lange merken. Geschichte ist nicht so meine Stärke.
Könnte dich die Museggmauer zu einem Film inspirieren?
Es inspiriert uns, mit Filmen Geschichten von Menschen zu erzählen. Wenn die Museggmauer reden könnte, wüsste sie enorm viele Geschichten zu erzählen. Daraus liesse sich ein schöner Film machen.
Dieses Interview erschien in der Museggmauer Zytig. Sie erscheint jährlich und wird in gedruckter Form den Mitgliedern verteilt. Sie kann auch online nachgelesen werden: